Weshalb gibt es Nationalstaaten und warum sind sie politische Ungeheuer?
Einstieg in materialistische Gesellschaftskritik

Freitag, 12:00 Uhr, Raum 1

Vortrag und Diskussion mit Markus Bitterolf

Staaten sind Monster. Diese Metapher gilt für alle Formen staatlicher Herrschaft, selbst für die demokratischste oder liberalste Gesellschaft. Denn Grundlage solcher Ordnung sind konkrete Klassenverhältnisse, die in Gewalt, Ausbeutung und historischem Unrecht gründen.

Grundlage dieser Herrschaft ist das Verhältnis von Kapital und Souveränität. Es zwingt die einzelnen Gesellschaftsmitglieder – bei Strafe des eigenen Untergangs – ihre Logik auf. Und die heißt: Produktion der Warenproduktion wegen, Verwertung von Arbeitskraft und konkurrierende Politik, um die Bedingungen dafür zu gewährleisten. Diese Ordnung ist widervernünftig und kann ihre eigenen Voraussetzungen nicht legitimieren. Darum haben Karl Marx u.a. eine Kritik dieser Politik-Ökonomie formuliert.

Aber es gibt schlimmeres als solch politische Ökonomie: den Verfall dieser Herrschaft in der Krise, die Entwicklung zu einem Unstaat, der sich in der Bildung miteinander konkurrierender, bewaffneter Banden und in sogenannten Bürgerkriegen zeigt. Darum sind hier die beiden Ungeheuer abgebildet. Leviathan steht für den Souverän, den sterblichen Gott, wie es Thomas Hobbes formulierte, und Behemoth für dessen Zerfall.

Der Vortrag ist ein Einstieg in die Geschichte von Kapital und Herrschaft, Gewalt und Recht, Ideologie und Ideologiekritik.

Markus Bitterolf ist Buchhändler und Permanent Fellow an der Frankfurt School of Disappointment.