Von Flensburg bis Bern, von Dortmund bis Dresden, zwischen Amsterdam und Prag führe ich seit inzwischen sechs Jahren Veranstaltungen zu anarchistischer Theorie durch. Dabei sage ich den Besucher*innen: „Meine Absicht ist die Vermittlung einiger Inhalte, etwas Agitation und je nach Tagesform auch etwas Unterhaltung“.
Wie oft in meinem Leben war ich in Hinblick auf mein öffentliches Wirken ein Spätzünder. Das lag auch daran, dass mich viele Veranstaltungen in der linksradikalen Szene enorm abturnten. Ich wollte nahbar, selbstkritisch, akzeptierend und dennoch positioniert auftreten.
Jetzt bin ich nicht mehr jung und nicht ganz alt. In welchen Projekten finden sich Anarch@s meiner „Generation Y“ wieder? Wie können wir dabei bleiben, ohne dogmatisch oder beliebig zu werden? Die Anarchie liegt fern, der Autoritarismus nahe. Diese Gesellschaftsform ist auf Sand gebaut und wird nicht weiter bestehen. Doch was sind unsere Antworten für nach Autonomie strebende soziale Bewegungen? Nach um die 250 Veranstaltungen frage ich: Was hat das Ganze gebracht? Wie weiter machen als lost boy in einer Welt der einstürzenden Wände? Und wie kann das gelingen, wenn wir uns selbst nicht opfern, unsere eigenen Leben genießen und dennoch kämpfen wollen?
Die subjektive Erzählung soll Anstoß zur kollektiven Selbstreflexion sein, also zum mitdenken und diskutieren einladen. Dies auch eine Gelegenheit zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch und Fragen an den Vortragenden.