Zan – Zendegi – Azadi / Frau – Leben – Freiheit, war der feministische Slogan der Proteste 2022 im Iran. Entgegen den meisten Darstellungen fanden die Proteste nicht spontan und ohne Vorgeschichte statt. Das revolutionäre Aufbegehren der iranischen Gesellschaft, hat ihre Vorgeschichte seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Sowohl der Kampf um bürgerliche, als auch um feministische Freiheitsrechte hat also eine lange Tradition. Der traurige Höhepunkt war die Revolution von 1979. Traurig, weil die Möglichkeit einer umfassenden Emanzipation verpasst und stattdessen ein islamistisches und patriarchales Staatssystem etabliert wurde, die sogenannte Islamische Republik Iran. Deren Grundlage ist der schiitische Islam, die iranische Staatsreligion – und deren Ideologie ist das Märtyrertum.
Im Vortrag wird es um diese Ideologie des Märtyrertums gehen: den theologisch-historischen Hintergrund und die jährlichen Aschura-Zeremonien. Die Bedeutung für die iranische Gesellschaft und Innenpolitik. Und die Auswirkungen auf die iranische Politik seit 1979 – Iran-Irak-Krieg, Feindschaft gegen Israel, Unterstützung von Terrororganisationen, Frauenunterdrückung und die Proteste 2022. Es ist eine Einladung an alle, die sich ernsthaft um Ideologie- und Religionskritik bemühen, sich mit der Geschichte des Islams und dessen fundamentalistischen Auslegungen zu beschäftigen.