Seit vor nun ungefähr 20 Jahren die Organizing-Debatte die sozialpartnerschaftlichen Verbände (= DGB) erreicht hat, wurde das Konzept „Organizing“ auch wieder in linken, linksradikalen, anarchistischen und syndikalistischen Zusammenhängen Diskutiert. Je nach politischer Ausrichtung ging es mal mehr und mal weniger um „Community Organizing“ oder „Union Organizing“, aber schlussendlich können beide Ansätze nicht wirklich voneinander getrennt werden (siehe die Schriften der IWW zur vergessenen Tradition des Organizing). Gerade in den letzten fünf bis zehn Jahren ist eine Zunahme der Diskussionen in (im weitesten Sinne) „Linken“ Kreisen fest zu stellen. Oftmals drücken sie das Bedürfnis der Beteiligten aus ihrer „Linke Blase“ verlassen und die „Massen“ mobilisieren zu wollen. Nicht wenige haben die Hoffnung so den DGB und seine Mitgliedsverbände „demokratisieren“ zu können. Oder wenigstens so mit Hilfe des DGB (als Auftraggeber der Privatwirtschaft in der man dann selbst arbeitet) die „Arbeiterklasse“ zu erreichen und ihnen effektiv zeigen zu können wie sie sich für ihre Interessen organisieren können - unter ihrer Anleitung und auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. So ist es auch nicht verwunderlich das nicht wenige Jobs bei professionellen Organizing-Firmen gefunden haben, die ihre Dienstleistungen an DGB-Gewerkschaften verkaufen. Einige „Linke“ haben sogar selbst solche Firmen gegründet...
In dem Vortrag wollen wir uns auf das „Union Organizing“ konzentrieren – und zwar auf Grundlage der realen Situation in der BRD. Dazu gehört es an zu erkennen das die sozialpartnerschaftlichen Verbände (= DGB) die prägende Struktur in der Arbeiterbewegung sind. Auch der Faschismus hat in der BRD bis heute nicht zu übersehende Spuren hinterlassen, die sich bis tief in die Gewerkschaften auswirken. Davon ausgehend, untersucht Rudolf Mühland die Vorteile und Risiken des Organizing in dem Spannungsfeld(?) von Organizing und Selbstorganisation.
Dabei bildet die langjährige Erfahrung in Betrieben (mit und ohne Gewerkschaften), die Beteiligung an Klassen- und Arbeitskämpfen die Basis der Auseinandersetzung.