Die Idee der Genossenschaft ist uralt, aber auch brandaktuell. Genossenschaften waren in der Geschichte und sind auch heute ein wichtiger Faktor in der bundesdeutschen Wirtschaft. Es wird sogar ein Aufschwung von Genossenschaftsgründungen in Deutschlands festgestellt. Manche sprechen von einer Renaissance der Genossenschaftlichkeit oder von einem neu entflammten Wunsch nach Vergemeinschaftung. In der Veranstaltung soll der Kampf um die Verwirklichung des Wunsches nach selbstbestimmten und selbstverwalteten Wohnen, Konsumieren und Arbeiten, das die Arbeiter*innen zu Beginn der Industrialisierung antrieb, die der Ausbeutung durch kapitalistische Unternehmen, Händler und raffgierige Eigentümer von Mietskasernen etwas entgegenzusetzen wollten, nachgezeichnet werden. Es geht um Positionen von Frühsozialist*innen, Marxist*innen und Anarchist*innen. Die Leitfrage, die die Überlegungen durchzieht, ist, ob genossenschaftliche Alternativen sich im Schoße des Bestehenden so entwickeln können, dass der Anhäufung von Reichtum in den Händen weniger Privilegierter Einhalt geboten wird und gemeinschaftlicher Besitz an Produktionsmitteln, Grund und Boden und Wohnen dazu führt, dass das Wohlbefinden aller Menschen gesichert ist. Das bezweifelten auch weite Teile der Arbeiterbewegung, weil sie den Glauben bekämpfen wollten, „dass Genossenschaften imstand seien, die kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu beeinflussen, die Klassenlage der Arbeiter zu heben, den politischen und gewerkschaftlichen Klassenkampf der Arbeiter zu beseitigen oder auch nur zu mildern“. Schließlich geht es auch um den utopischen Gehalt der „neuen Genossenschaften“, die heute vor allem im Wohnungsbau, als Energiegenossenschaften und Verbraucher-Erzeugergenossenschaften entstehen.
Giesela Notz: Genossenschaften. Geschichte, Aktualität und Renaissance, 266 Seiten, 16,80 Euro, Schmetterling Verlag, ISBN 3-89657-069-2