Die lang gehegte Hoffnung, dass wirtschaftliches Wachstum durch technischen Fortschritt nachhaltig oder klimafreundlich gestaltet, also von Umweltschäden entkoppelt werden kann, ist längst an der Realität zerschellt. Damit stellt sich die Frage nach gesellschaftlicher Verantwortung völlig neu: Was darf sich ein einzelnes Individuum an materiellen Freiheiten erlauben, ohne über seine ökologischen und damit zugleich sozialen Verhältnisse zu leben?
Deren Beantwortung verweist darauf, die Bedingungen und Möglichkeiten einer Postwachstumsökonomie auszuloten. Letztere wäre das Resultat eines prägnanten Rückbaus arbeitsteiliger, geldbasierter und globalisierter Versorgungsmuster. Stattdessen würden Suffizienz und urbane Subsistenz als Ergänzung eines merklich reduzierten und zugleich umstrukturierten Industriesystems bedeutsam sein. Suffizienz kennt verschiedene Ausprägungen, aber wie lässt sie sich jenseits plumper Verzichtsforderungen begründen? Hier bietet sich eine zeitökonomische Rekonstruktion des modernen Daseins an, die offenlegt, dass Reduktion und Entschleunigung proaktive Gestaltungselemente eines gelungenen und verantwortbaren Lebens sind.